Evangelische Kirche Mitteldeutschlands

Kirchohmfeld

 

Geschichte der evangelischen
Gemeinde in Kirchohmfeld

Im Bereich des Ohmgebirges gelegen, gehören Kirch- und Kaltohmfeld als die beiden höchstgelegenen Dörfer des Eichsfeldes zu den „Urevangelischen“. Gemeinsam mit Wintzingerode, Wehnde und Tastungen waren sie Patronatsdörfer der Freiherren und Grafen von Wintzingerode; die ihren Stammsitz auf der Burg Bodenstein hatten. Als Teil der Herrschaft Bodenstein gehörte Kirchohmfeld zunächst zum Hausgut der liudolfingischen Herzöge von Sachsen, zur Salierzeit zu den Besitzungen der Grafen von Northeim. Von diesen erbten es die Edelherren von Bodenstein, die ihre Herrschaft 1275 an die Herzöge von Braunschweig verkauften. 1293 gelangte sie an die Grafen von Honstein, die sie wiederum 1337 an die mit ihnen verwandten Herren von Wintzingerode verkauften, ursprünglich wohl eine Nebenlinie der Herren von Bodenstein.

Schon bald nach dem Thesenanschlag schloss sich die Familie Wintzingerode mit ihrer Herrschaft der lutherischen Lehre an. 1539 führte Georg von Wintzingerode sie offiziell in Kirchohmfeld ein.

Seit 1560 ist durch Kirchenrechnungen die Existenz einer eigenständigen Pfarrei Kirchohmfeld belegt. 1561 wurde im Kirchohmfelder Kirchturm die erste evangelisch geweihte Glocke des Eichsfeldes aufgehängt. Sie trägt die Inschrift „Anno 1561 goss mich Eilhardt Kuchsau in Erfurt“. Die zweite Glocke stammt au dem Jahre 1748 und wurde in Nordhausen gegossen.

Die Kirche trägt den Namen „St. Judas Thaddäus“, der auch der Bekenner genannt wird. Sicher dachten unsere „Altvorderen“ bei der Namensgebung an die Glaubenskämpfe, die in den Jahren der Gegenreformation mit den Jesuiten auszufechten waren, als das Eichsfeld von Kurmainz rekatholisiert wurde.

Die Kirchohmfelder Kirche war über Jahrhunderte die Begräbniskirche der Patronatsherren von Wintzingerode.  Um die Kirche herum war früher der Friedhof.

Der Altar unserer Kirche ist im Stil des Rokoko gestaltet. Es ist ein Kanzelaltar und stellt bei näherer Betrachtung eine protestantische Predigt dar. Die Basis ist der Altartisch als sichtbarer Ausdruck des Sakramentes Abendmahl, das auch im Altarbild dargestellt wird. Dieses stellt die Verbindung zur Kapelle der Burg Bodenstein her, wo ein ähnliches Gemälde existiert. Es sind allerdings zwei Unterschiede zu finden: Das Abendmahlsgeschirr auf dem Bodensteiner Bild ist aus Porzellan, in Kirchohmfeld ist es bäuerliches Zinngeschirr. Auf dem Bodensteiner Bild soll der Johannes an der Seite Jesu die Züge von Heinrich Jobst von Wintzingerode tragen, der die Kapelle errichten ließ. Auf dem Abendmahlstisch baut sich der gesamte Altar auf.

Die Kanzel, Sinnbild der Predigt und des Wortes Gottes, trägt am Kanzelkorb zwei Bilder, die Altes und Neues Testament versinnbildlichen: Das Gottesauge mit den hebräischen Buchstaben Jahwe (AT) und das Gotteslamm mit der Siegesfahne (NT). Auch die Plastiken rechts und links davon haben ihre besondere Bedeutung : Moses mit den beiden Tafeln der zehn Gebote steht für das Gesetz und Jesus mit dem Kreuz steht für das Evangelium. Der gesamte Altaraufsatz gipfelt in dem auferstandenen, triumphierenden, gen Himmel fahrenden Christus mit der Siegesfahne.

Die Spitze des Kanzelaltars bildet das Wappen der Herren von Wintzingerode. Es symbolisiert den Schutz, den die Familie der lutherischen Religionsausübung in den Zeiten der Glaubenskämpfe bot. Die eigentlich rote Hellebardenspitze auf silbernen Grund ist hier in Gold gehalten. Der Wappenspruch lautet: „Recht tun behält sein Preis allzeit“

Der Taufengel hat symbolischen Charakter und trägt auf dem Spruchband den Taufspruch „Wer da glaubet und getauft wird der wird selig werden“. Auch in der Bodensteiner Kapelle hängt ein Taufengel, der aber in den Händen die Taufschale trägt und somit funktionellen Charakter hat und aus Platzgründen nach der Taufhandlung an die Decke gezogen wird.

Weitere Schmuckstücke unserer Kirche sind das gotische Kruzifix an der Nordseite des Altarraums und an der Südseite ein Epitaph in Form eines großen Ölgemäldes auf Holz aus dem Jahre 1615. Es zeigt die Familie des Hans von Wintzingerode auf Scharfenstein und seiner Frau Anna Elisabeth von Wrede. Der Dargestellte war der Besitzer des Ritterguts Unterhof in Kirchohmfeld. Nachdem die Burg Scharfenstein 1587 von Kurmainz eingezogen worden war, erbaute er das Schloss Adelsborn bei Kirchohmfeld als neuen Hauptwohnsitz seines Familienzweiges.

Im Sommer 1988 wurde die Orgel in den restaurierten Prospekt eingebaut. Für unsere Dorfkirche hat der Orgelbauer Brode eine Besonderheit geschaffen: die einmalige Orgel ist durch die geteilte Lade auch für anspruchsvollere Orgelwerke spielbar, und unterstreicht die gute Akustik unserer kleinen Kirche.

Jobst Graf von Wintzingerode